Kryptowährungen boomen; viele davon basieren auf äusserst energieintensiven Mining-Prozessen. Gleichzeitig stehen wir unter Druck, den weltweiten Emissionsverbrauch drastisch zu senken. Kann der Spagat zwischen dem Krypto-Boom und Nachhaltigkeit gelingen? Dazu befragte mich Céline Meier von ElleXX. Es lohnt sich, den ganzen Artikel zu lesen. Hier sind meine wichtigsten Punkte aus dem Gespräch mit ihr, plus eine zusätzliche Bemerkung:
- Wir leben in einer Zeit, in der jeglicher Energieverbrauch hinterfragt wird. Die meisten Kryptowährungen schaffen keinen echten Mehrwert, weil sie nicht an reale Werte angebunden sind. Insofern muss man sich auch beim Proof-of-Stake Konzept fragen, ob für ein spekulatives Produkt Energie verbraucht werden soll.
- die Umstellung auf nachhaltigere Konsens-Mechanismen könnte zu einer Art Rebound-Effekt führen (wenn Energieeinsparungen durch noch mehr Anleger:innen teils wieder aufgehoben werden)
- Dass 40% des Krypto-Minings aus erneuerbaren Energiequellen erfolgt, rechtfertigt den Energieverbrauch durch Kryptowährungen nicht. Die nachhaltige Energie, die fürs Mining benutzt werde, fehlt beim Umstieg von anderen, emissionsintensiven Tätigkeiten auf erneuerbare Energie.
- Die Mehrheit der Banken sieht keinen Widerspruch zwischen einem Angebot an Kryptowährungen und ihren ESG-Zielen. Das ist absurd in Bezug auf E, aber auch problematisch betreffend S und G. Kryptowährungen sind in Bezug auf alle ESG-Dimensionen bedenklich.
- In Bezug auf Governance beispielsweise werden Kryptowährungen nach einem ganz anderen Massstab beurteilt wie traditionelle Finanzinstrumente, insbesondere hinsichtlich Transparenz. Bei den meisten Kryptowährungen weiss man nämlich nicht, welchem Miner man durch Transaktionen ein Einkommen ermöglicht.
- Aus Sicht der sozialen Kriterien stellt sich die Frage, ob es ethisch vertretbar ist, Produkte anzubieten, die rein spekulativ sind und nach der Greater Fool Theorie funktionieren. Diese Theorie besagt, dass Investor:innen mit dem Kauf eines überbewerteten Vermögenswertes Geld verdienen können, weil jemand anderes ihn zu einem höheren Preis kaufen wird.
- Last but not least: Ich habe das in dem Artikel nicht erwähnt, aber: Wir haben eine jährliche SDG-Finanzierungslücke von 2,5 Billionen USD. Wenn man sieht, wie viele sehr vermögende Personen (z. B. Prominente) Kryptowährungen promoten, kann man sich fragen, was passieren würde, wenn sie stattdessen ESG-Investitionen fördern würden.
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