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Lachen als Performance: Big Brother am Arbeitsplatz

Heute schon gelacht? Nein?

Dann fehlt bei Euch am Arbeitsplatz offensichtlich ein Chief LOL Officer.

Keine Angst: das ist kein Mensch, der Stellenprozente beantragt, sondern ein kleines Kästchen, das im Hintergrund im Büro überwacht, ob Angestellte schon gelacht haben.

Aber Achtung, schmunzeln reicht nicht: Innerhalb von zwei Stunden Arbeitszeit müssen mindestens vier Lacher erfolgen, und zwar so laut und so genormt, dass sie vom Chief LOL Officer als Lachen erkannt werden. Lachen als Performance! Ansonsten gibt es Mails mit «lustigen Videos».

Dieses Szenario ist kein Aprilscherz, sondern nach aktuellem Wissensstand eine reale Initiative der Baloise Versicherung.

Ich habe ein paar ernste Fragen dazu:

  1. Überwachung am Arbeitsplatz: Wie verhält sich ein permanentes „recording von Soundkulissen“ zum Datenschutz? Wie beeinflusst es das Arbeitsklima? Wie sieht es aus mit der Privatsphäre?
  2. Emotionsüberwachung: Ich zähle das Erkennen von Lachen zu diesem Kontext. Die Funktionsweise dieser Technologie ist nicht wissenschaftlich abgestützt. Das ganze Gebiet von „emotion recognition tech“ ist voll mit Scharlatanerie (Buchtipp: „AI snake oil“). Dies gilt es zu bedenken, auch wenn das Erkennen von Lachen und der Entscheid, wer Katzenvideos bekommt, scheinbar harmlos ist.
  3. Stellt euch vor, ihr habt Migräne. Oder Liebeskummer . Euch ist beim besten Willen nicht zum Lachen zumute. Doch der Chief LOL Officer interveniert. Wie fühlt ihr euch? Offensichtlich ist Korrelation nicht gleich Kausalität.
  4. Die EU hat in ihrer KI Verordnung Emotionserkennung per KI am Arbeitsplatz und in Ausbildungsstätten verboten. Ich weiss nicht, ob der Chief LOL Officer darunter fallen würde, aber es ist ein klares Statement zu diesen Tendenzen.
  5. Last but not least: ein „Officer“ in Form eines Kästchens aus Drähten und Plastik? Anthropomorphisierung (also die Vermenschlichung) ist ein gefährlicher Pfad im Umgang mit KI.

Der gesamte Artikel steht hier zur Verfügung.